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Stimmen aus der Vergangenheit

 

Über vergebliche Arbeit geht nichts! Meine Lebensgeschichte, die wie alle derartigen Dinge schwer zu schreiben war, lag fertig vor. Leicht und unbeschwert lebte ich in den Tag hinein, im Bewußtsein getaner Arbeit. Das ist indessen nur bildlich zu verstehen. In Wirklichkeit war ich mit meinen beiden Freunden und Kameraden auf der Fahrt durch die großen amerikanischen Städte, die uns ein­geladen hatten, sie nach unserem Fluge zu besuchen. In Detroit ereilte mich das Schicksal. Eigentlich sollte es an­ders sein, aber ich las den Brief selber. Man bat meinen Freund Schroeder vom Norddeutschen Lloyd in New York, mich schonend darauf vorzubereiten, daß der Artikel über mein Leben mehr einer Predigt als einem Buchanfang ent­spräche.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 1

Eine neue Ära — Der Traum vom Ost-West-Flug — Die Aus­wahl des Flugzeuges — Lindberghs wertvolle Erfahrungen –Prophezeiung

 

Die Geschichte des Verkehrs ist ein seltsames Ding: Es werden immer dieselben Erwägungen angestellt und es werden immer dieselben Erfahrungen gemacht, wenn ein neues Verkehrsmittel in Kraft tritt, die man bei der Er­probung der bisherigen an Sportmitteln bereits überwun­den glaubte. Als die erste Eisenbahn zu fahren begann, wurden Stimmen laut, die auf das Gesundheitsgefährliche dieses neuen Transportmittels hinwiesen, ja, man glaubte, daß die schnelle Beförderungsart Personen, die von ihr Ge­brauch machten, unrettbar in die Arme des Wahnsinns treiben würde. Unsere Generation lächelt über diese Besorg­nisse unserer Urgroßeltern und vergißt dabei, daß ähnliche Erwägungen, wenn auch in veränderter Form, bei dem Auf­tauchen des Automobils angestellt worden sind. Wie hat man früher diese „Wagen ohne Pferde" verspottet. Man hat sie mit Hunden ohne Schwanz verglichen, und die alten Jahr­gänge der humoristisch-satirischen Blätter aller Nationen um die Jahrhundertwende bieten eine köstliche Auslage für den Sammler derartiger Kuriositäten.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 2

Der erste Versuch mit zwei Flugzeugen — Durch Blitz und Donner — Zurück — Ein neuer Versuch — Warten

 

Mit dem Fluge Colonel Lindberghs von New York nach Paris hat die Geschichte des Verkehrs eine neue Seite begonnen. Was erträumt und von unendlich viel Leuten ersehnt war, ist damit zum erstenmal Wirklichkeit ge­worden: die erfolgreiche Überquerung des Ozeans. Waren Nungesser und Coli, die unvergeßlichen beiden Pioniere des Ozeanfluges, in ihrem letzten Erfolge auch nicht glücklich gewesen, so werden ihre Namen doch als diejenigen der Männer ewig fortleben, die an die Möglichkeit des Ost-West-Fluges zuerst glaubten und diesen Glauben mit ihrem Leben bezahlten. Seit Colonel Lindberghs wundervollem, exaktem Flug, der um so höher zu bewerten ist, als es sich hier um die Tat eines einzelnen Mannes handelte, der mit sich und seinem Glauben allein war, ist aber dennoch eine geraume Zeit vergangen, ehe neue Kräfte sich regten, um seinem Bei­spiel zu folgen.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 3

Die ersten Stunden des Fluges — Hinein in den Sturm ­Gedanken während des Fluges

 

Unter welch anderen Umständen als im Sommer des Vorjahres überflogen wir diesmal Irland! Dem Start, der um 5.35 Uhr morgens erfolgt war, folgte ein wundervoller Nachmittag. Strahlender Himmel, mit ganz leichten Wol­kenschichten bedeckt, lachte über die „grüne Insel", die Köhl und ich dank aller Liebe und Güte, die wir auf ihr erfahren haben, rasch liebgewonnen hatten, und als wir dicht bei Galway den Ozean in raschem Fluge mit etwa 200 km Geschwindigkeit in der Stunde erreichten, bot dieser ein leuch­tendes Bild des Friedens. Keine heulenden Winde brüllten uns wie im August entgegen. Sonne und Frieden. Die große Überquerung begann unter den freundlichsten Voraus­setzungen. Und dieser Frieden dauerte lange, wundervolle Stunden. Ab und zu wurden Rauchbomben abgeworfen, um die Geschwindigkeit und Richtung des Windes festzu­stellen. Kleine Störungen, die jeder Motor hat, wurden über­wunden oder überwanden sich eigentlich von selbst. Der Wind war zum Teil günstig, zum Teil nicht hemmend, und wir legten in kurzer Zeit Meile über Meile zurück. Nach fünfzehnstündigem Fluge, der den Tag für uns, da wir ja die Ost-West-Richtung hielten, wesentlich verlängerte, tauchten vor uns riesige Nebel- und Wolkenschichten auf. Das Thermometer sank. Die Eiszone vor Neufundland war erreicht.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 4

Die „Bremen" macht eine Verbeugung — Abgeschlossenheit auf Greenly Island — Das Hilfsflugzeug — Versuche, die Bremen" wieder flugfähig zu machen -Auf in die Zukunft

 

Im Schneesturm von Greenly Island erreichten wir den amerikanischen Kontinent. Durchfroren, ermattet und hungrig landete die „Bremen"-Crew, nachdem sie schon beinahe die Hoffnung aufgegeben hatte, jemals wieder mit menschlichen Wesen sprechen, in behaglichen Häusern sitzen und am knisternden Feuer sich wärmen zu können. Unser Eintreffen auf diesem kleinen Inselehen entbehrte nicht, wenn wir zurückdenken, einer gewissen Komik, die durchaus unfreiwillig war. Zunächst machte die Maschine eine tiefe Verbeugung. Diese Verbeugung kostete uns den Propeller, der restlos verbogen wurde. Die erste Eisschicht des Wasserbehälters, auf dem wir glaubten, glatt landen zu können, war schon brüchig geworden. Der Last der Ma­schine weichend, gab sie nach, und während Köhl schwer den Kopf auf das Steuerrad aufschlug, so daß ihm das Blut über das ganze Gesicht lief, Fitzmaurice mit einem gewal­tigen Ruck davon kam, stand ich auf dem Kopf. Aber die Landung war nun einmal bewerkstelligt, der Ost-West-Flug geglückt. Wir begannen auszusteigen. Einen derartig hemmungslosen Sturm, wie er uns empfing, hat wohl keiner von uns je vorher erlebt. Dieser Sturm warf jeden Einzel­nen von uns beinahe glatt wieder um, und innerhalb der ersten Sekunde nach der Landung nahm ich mein erstes Bad auf amerikanischem Boden, indem ich in ganzer Länge in das Eiswasser unseres Landungsplatzes fiel. Köhl, der in ein jubelndes Gelächter ausgebrochen war, saß im selben Moment, vom Sturm umgeworfen, ebenfalls im Eiswasser, während Fitzmaurice sich mit Mühe und Not an der Ma­schine halten konnte. Der Empfang seitens der Elemente war nicht gerade sehr herzlich. Um so freundlicher kamen uns die wenigen Bewohner dieses verlassenen Plätzchens entgegen. Der Leuchtturmwärter von Greenly Island, Mr. Templier, der mit seiner zahlreichen Familie hier seines schweren und im Winter besonders harten Amtes waltet, hat von dem ersten Augenblick unserer Landung ab eine derartig große Gastlichkeit und Herzensgüte bewiesen, (laß wir auch heute nur noch mit dem Gefühl aufrichtigster Rührung daran zurückdenken können.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 5

Der Zweck des Fluges — Jimmy Walker — Das Empfangs­komitee — Die Presse — Die Polizei — Paraden — BanketteDies und das — In Washington

 

Unsere Rundreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika und unser Besuch in Kanada ist schwer in Worten zu beschreiben, die letzten Endes nur noch blasse Schemen bleiben müssen. Bei alledem, was wir auf dieser Reise erlebt haben, sprach in erster Linie das Herz. Gefühle zu schildern, ist und bleibt aber eine mißliche Sache. Man gerät allzuleicht in die Gefahr, sentimental und damit langweilig zu werden. Der Zweck, die wahren Gefühle zu schildern, wird dann erst recht verfehlt und an die Stelle der Dankbarkeit tritt die leere Phrase. Wenigstens anscheinend. Darum wollen wir bei dem Überblick über unser Erleben in den Wochen unseres Aufenthaltes auf dem amerikanischen Kontinent in den folgenden Zeilen möglichst kurz und sach­lich verfahren. Wir glauben, damit am besten der Pflicht und dem Gefühl der tiefen und unauslöschlichen Dankbarkeit nachzukommen, die unsere Herzen erfüllt.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 6

Die Rundreise — Philadelphia — Cleveland — Chicago — Milwaukee — St. Louis — Indianapolis — Detroit — Boston —

Albany — Montreal und Quebec

 

Die Tour, die wir durch die Vereinigten Staaten mach­ten, zu schildern, ist schwer und leicht zugleich. Man könnte Bände anfüllen mit den Beschreibungen all der Willkommensgrüße und Festlichkeiten, die uns geboten wurden. Wenn man aber zurückschaut, so merkt man erst, wie arm die menschliche Sprache ist, da sie nicht imstande ist, die in­nersten Seelenregungen zum Ausdruck zu bringen. Regungen der Dankbarkeit und Freude aber waren es in erster Linie, die uns erfüllten. Sollte man versuchen, sie zu Papier zu bringen, so werden sie kalt und nüchtern, als Buchstaben und Worte, nicht zum Herzen gehen, obgleich sie vom Herzen kommen. Was sollen wir herausgreifen aus dem gewaltigen Buch unserer Erinnerungen? Die uns von den Junkerswerken zur Verfügung gestellte Maschine „F 13" trug uns von New York nach Philadelphia, und von diesem Augenblick an begannen für uns die Tage der Unruhe und der Freude zugleich sich zu verstärken. Philadelphias Erinnerungsstätten an die Ge­burt der ersten amerikanischen Flagge, das Grabmal Benja­min Franklins, sind Ruhepunkte im Lärm des Tages. Mayor Harry A. Mackay und sein Komitee waren auch hier die besten Berater und Führer. — Kein Verweilen für den flüch­tig Reisenden. Die Pflicht mit dem ehern festgelegten Pro­gramm ruft weiter.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Freiherr von Hünefeld Kapitel 7